Kindliche Sprachentwicklungs­störungen

SES

Kinder lernen Sprache meist spielerisch, mühelos und unbewusst. Von einer Sprachentwicklungsstörung spricht man, wenn sich ein Kind im Vergleich zu seiner Altersgruppe sprachlich zu spät, zu langsam oder unvollständig entwickelt. Dies kann die Aussprache der einzelnen Laute (Dyslalie), die Satzbildung oder Grammatik (Dysgrammatismus), den Wortschatz oder das Sprachverständnis betreffen. Häufig gehen mit diesen Auffälligkeiten Konzentrations- oder Wahrnehmungsstörungen einher. Kinder mit sprachlichen Problemen haben häufig Schwierigkeiten, Geräusche und Sprachlaute richtig zu verarbeiten, man spricht auch von einer auditiven Wahrnehmungsschwäche.

Meist gibt es mehrere Faktoren, die sich ungünstig auf die kindliche Sprachentwicklung auswirken:

  • Hörstörungen
  • Sehstörungen
  • eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne
  • motorische Unreife
  • ein geringes sprachliches Angebot in der Familie

Zweisprachige Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, die neben ihrer Muttersprache eine zweite Sprache – nämlich deutsch - lernen müssen, haben häufig mit einem doppelten Problem zu kämpfen.

Wir beraten die Eltern und beziehen die Zweisprachigkeit in den individuellen Therapieplan mit ein: Viele Eltern brauchen Ermutigung, ihre Herkunftssprache mit ihren Kindern zu benutzen und zu pflegen. Der Wert der Herkunftssprache für das Erlernen einer zweiten Sprache wird häufig unterschätzt.

Einwanderer, die ihre Muttersprache gut beherrschen, tun sich meistens auch mit dem Deutschen leichter
(Geowissen 2007)

Ebenso ist es für Kinder wichtig, frühzeitig intensiv mit der Zweitsprache in Kontakt zu kommen. Mit regelmäßigem Kindergartenbesuch ab dem 3. Lebensjahr, nachbarschaftlichen Kontakten und Freundschaften erlernen Kinder meist leicht und spielerisch die zweite Sprache.

Sprachforscher konnten mit der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigen wie das Gehirn in unterschiedlichen Altersstufen den Spracherwerb verarbeitet:

Je früher man zwei Sprachen lernt, desto stärker überlappen sich die Neuronenverbände, in denen sie abgespeichert werden“ Neurolinguisten sprechen von einer „kritischen Phase“, die spätestens im Alter von zehn Jahren ausläuft.
(Frederic Isel , Neurowissenschaftler, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sonderforschungsbereich Mehrsprachigkeit)

Diagnostik und Therapie

Zu Beginn findet ein ausführliches Gespräch mit den Eltern (Anamnese) statt. Anschließend werden in einer Diagnostik bereits erworbene sprachliche Fähigkeiten und fehlende bzw. fehlgebildete Laute, Wörter und Satzstrukturen festgestellt. Motorische Fähigkeiten, auditive, visuelle und taktile Fähigkeiten sowie das Ver-halten des Kindes fließen ebenso in die Diagnostik mit ein.

Auf der Basis der umfassenden Diagnostik entsteht ein individuelles Therapieplan. Je nach Störungsbild lernt das Kind, seine Aussprache zu verbessern, seinen Wortschatz zu vergrößern und seine sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.

Spielen und Sprechfreude stehen in der Therapie im Vordergrund. Die Eltern werden beraten und mit einbezogen. Sie lernen, wie sie auf sprachliche Fehler reagieren und ihr Kind sprachlich fördern können.

Empfehlungen

  • Sprachförderung. Ein Ratgeber für Eltern. Schulz Kirchner Verlag