Kindliche Sprachentwicklungs­störungen
SES
Kinder lernen Sprache meist spielerisch, mühelos und unbewusst. Von einer Sprachentwicklungsstörung spricht man, wenn sich ein Kind im Vergleich zu seiner Altersgruppe sprachlich zu spät, zu langsam oder unvollständig entwickelt. Dies kann die Aussprache der einzelnen Laute (Dyslalie), die Satzbildung oder Grammatik (Dysgrammatismus), den Wortschatz oder das Sprachverständnis betreffen. Häufig gehen mit diesen Auffälligkeiten Konzentrations- oder Wahrnehmungsstörungen einher. Kinder mit sprachlichen Problemen haben häufig Schwierigkeiten, Geräusche und Sprachlaute richtig zu verarbeiten, man spricht auch von einer auditiven Wahrnehmungsschwäche.
Meist gibt es mehrere Faktoren, die sich ungünstig auf die kindliche Sprachentwicklung auswirken:
- Hörstörungen
- Sehstörungen
- eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne
- motorische Unreife
- ein geringes sprachliches Angebot in der Familie
Zweisprachige Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen
Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, die neben ihrer Muttersprache eine zweite Sprache – nämlich deutsch - lernen müssen, haben häufig mit einem doppelten Problem zu kämpfen.
Wir beraten die Eltern und beziehen die Zweisprachigkeit in den individuellen Therapieplan mit ein: Viele Eltern brauchen Ermutigung, ihre Herkunftssprache mit ihren Kindern zu benutzen und zu pflegen. Der Wert der Herkunftssprache für das Erlernen einer zweiten Sprache wird häufig unterschätzt.
Ebenso ist es für Kinder wichtig, frühzeitig intensiv mit der Zweitsprache in Kontakt zu kommen. Mit regelmäßigem Kindergartenbesuch ab dem 3. Lebensjahr, nachbarschaftlichen Kontakten und Freundschaften erlernen Kinder meist leicht und spielerisch die zweite Sprache.
Sprachforscher konnten mit der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigen wie das Gehirn in unterschiedlichen Altersstufen den Spracherwerb verarbeitet:
Diagnostik und Therapie
Zu Beginn findet ein ausführliches Gespräch mit den Eltern (Anamnese) statt. Anschließend werden in einer Diagnostik bereits erworbene sprachliche Fähigkeiten und fehlende bzw. fehlgebildete Laute, Wörter und Satzstrukturen festgestellt. Motorische Fähigkeiten, auditive, visuelle und taktile Fähigkeiten sowie das Ver-halten des Kindes fließen ebenso in die Diagnostik mit ein.
Auf der Basis der umfassenden Diagnostik entsteht ein individuelles Therapieplan. Je nach
Störungsbild lernt das Kind, seine Aussprache zu verbessern, seinen Wortschatz zu
vergrößern und seine sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.
Spielen und Sprechfreude stehen in der Therapie im Vordergrund. Die Eltern werden beraten und mit einbezogen. Sie lernen, wie sie auf sprachliche Fehler reagieren und ihr Kind sprachlich fördern können.
Empfehlungen
- Sprachförderung. Ein Ratgeber für Eltern. Schulz Kirchner Verlag